Böhler will Bürgermeister werden

Hartmut Breyer, WP Ennepetal/Gevelsberg/Schwelm

Ennepetal. Es gibt einen zweiten Bewerber für das Bürgermeisteramt in Ennepetal : Neben Amtsinhaberin Imke Heymann, die von SPD und CDU gemeinsam unterstützt wird, wird Daniel Böhler bei der Kommunalwahl am 14. September antreten. Nachdem sich die FDP die Aufstellung eines eigenen Kandidaten zunächst noch offen gelassen hatte, beschloss der Ortsverein am Montagabend, mit dem 24-Jährigen ins Rennen zu gehen.

Die Mitglieder stellten sich geschlossen hinter Daniel Böhler. „Das hat mich sehr gefreut und auch berührt“, meinte der Bürgermeisterkandidat im Gespräch mit dieser Redaktion. Trotz seines jungen Alters kann der Politikwissenschaftler, der sich in seiner Abschlussarbeit mit den Auswirkungen des Ukraine-Krieges auf die Europäische Union und das EU-Parlament befasst hat, bereits einige politische Erfahrungen in die Waagschale werfen. 2020 zog der Ennepetaler, der am Reichenbach-Gymnasium 2019 sein Abitur machte, erstmals in den Rat ein. Vor zwei Jahren übernahm er den Vorsitz der FDP-Fraktion. Darüber hinaus kandidierte Böhler 2022 für den NRW-Landtag. Er gehört als Beisitzer dem Bundesvorstand der Jungen Liberalen (Julis) an und ist stellvertretender Vorsitzender der Kreis-FDP.

Entschluss über Monate gereift

Die Entscheidung, dass seine Partei einen eigenen Kandidaten für die Bürgermeisterwahl aufstellt und sein eigener Entschluss, sich zu bewerben, seien über Monate gereift, erklärt Daniel Böhler. „Wir haben einerseits gemerkt, dass wir uns als Fraktion zunehmend professionalisiert haben. Vor der Wahl 2020 hatten wir uns neu aufgestellt und bewusst aus der Bürgermeisterwahl herausgehalten“, meint er. „Andererseits, mit Blick auf die Lage in Ennepetal, halten wir es für notwendig, mehr Wettbewerb zu haben.“ Es gebe jetzt inhaltlich und personell ein Alternativangebot und damit die Möglichkeit für mehr politische Auseinandersetzung.

Seit Ende 2024 habe er sich mit der Frage auseinandergesetzt, ob er antreten solle und sich darüber intensiv mit dem Ortsvereinsvorsitzenden Klaus Muck ausgetauscht. „Wir haben dann viele Gespräche geführt, die Rückmeldungen aus der Partei heraus waren sehr positiv.“ Letztlich führten die Überlegungen dazu, den Mitgliedern Böhler als Kandidaten vorzuschlagen. „Ich halte das nicht für selbstverständlich, mit erst 24 Jahren. Aber ich habe mein Studium abgeschlossen und schon acht Jahre kommunalpolitische Erfahrung, davon fünf im Rat. Jetzt habe ich große Lust darauf, einen engagierten Wahlkampf zu führen“, so Böhler.

„Hinter meiner Kandidatur steht vor allem ein inhaltlicher Anspruch“, betont der FDP-Fraktionsvorsitzende. Als ein vordringliches Ziel nennt er, „die Stadt fit zu machen für die nächsten Jahrzehnte“. Es gehe darum, Entscheidungen zu treffen, die sich auf einen langen Zeitraum auswirken. „Wir haben mit unserem Wahlprogramm eine ,Agenda 2030‘ aufgestellt.“ Darin gehe es um die Gestaltung einer modernen Verwaltung und die digitale Transformation. „Das ist eine essenzielle Aufgabe, um die Handlungsfähigkeit der Stadt zu erhalten“, meint der Bürgermeisterkandidat. Es dürften nicht einfach Stellen abgebaut werden, sondern es müsse gesichert werden, dass Aufgaben trotz des Wegfalls von Personal aufrechterhalten werden können.

Ein zentrales Thema sei auch der Bereich Finanzen und Gebäudewirtschaft. „Wir haben den Eindruck, dass die Stadt sich mit Einzel- und Prestigeprojekten verzettelt. Wir brauchen da einen Masterplan Gebäude“, sagt Daniel Böhler. Mit dem Masterplan Schule sei ein Anfang gemacht. Die Stadt dürfe nicht Makler sein, sondern müsse Strukturen sichern. Zum Beispiel brauche man Visionen und Ideen für den „Rosine“-Komplex in Voerde. Auch sei noch nicht klar, was an der Stelle des Hauses Ennepetal passieren solle, wenn es tatsächlich 2027 abgerissen werde. „Natürlich muss man anerkennen, dass die Kommunen unterfinanziert sind, doch man muss eine Linie finden, wie man mit solchen Themen umgeht.“

Interkommunale Zusammenarbeit

Die Entwicklung der Schulen sei den Liberalen ein großes Anliegen, so Böhler. Der beschlossene Neubau der Sekundarschule sei ein Projekt, das auf 50 oder 60 Jahre angelegt sei. „Das sollte vernünftig über die Bühne gehen“, meint der FDP-Politiker. Auch auf die Verkehrsinfrastruktur, den Zustand der Straßen, werde man ein Hauptaugenmerk legen. Laut Daten, die dem Bauausschuss vorgelegt worden seien, würde ein Drittel der Straßen mit der Note 4 oder schlechter bewertet. „So etwas wirkt sich auf die Lebensqualität aus“, sagt Böhler.

Sehr intensiv wollen sich die FDP und ihr Bürgermeisterkandidat nicht zuletzt dem Thema „interkommunale Zusammenarbeit“ widmen. „Personalpooling“, also das Einsetzen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in mehreren Kommunen, sei möglich, außerdem gelte es, an gemeinsamen Projekten zu arbeiten. „Es wäre wichtig, dass man in den Städten mal die persönlichen Eitelkeiten zurückstellt“, meint Daniel Böhler. In der Hinsicht könne es sehr hilfreich sein, wenn jemand neu ins Rathaus einziehen würde.